Querverweise: Jennie Appel
Autorin: Jennie Appel, psychologische Beraterin
Quelle: Axel Brück – Die Kraft der Rituale
Datum: 06.10.2011
Definition des Wortes Ritual:
Eine formalisierte, gleichförmig wiederkehrende oder wiederholte Handlung mit dem Charakter des Besonderen, vom Alltag Abgehobenen, die dem Zweck dient, Körper, Geist und Seele und damit das Materielle, das Magische und das Göttliche zur Erreichung eines konkreten Ziels zu aktivieren, miteinander zu vereinen und in die gleiche Richtung zu lenken.
Hintergrund:
Überall auf der Erde finden seit Menschengedenken Rituale statt. Diese sind je nach Herkunft, Gruppe, Glauben und Zweck sehr unterschiedlich geartet. Individuelle Rituale können sich nur auf eine Person beziehen (Geburt, Namensleite, Tod, Transitionsrituale für die Übergänge zwischen den Lebensaltern, Heilungsrituale, Visionssuche u.v.m.) , kollektive Rituale finden dagegen im sozialen Bereich statt und beinhalten Einweihungsfeste für Haus und Hof, Hochzeiten (Handfasting) und Familienzusammenschlüsse jeder Art. Rituale der Götter beinhalten u.a. die Gottesdienste im christlichen Kontext ebenso wie Rituale zur Verehrung jeweiliger Gottheiten oder die Hohen Feste bzw. Jahreskreisfeste der Paganen Szene. Traditionelle Rituale beinhalten eine Fülle von sogenannten Volks-Aberglauben und Brauchtum (Fastnacht, Walpurgisnacht etc.) Wir können davon ausgehen, dass es früher im Leben unserer Vorfahren für viele denkbare Anlässe passende traditionelle Rituale gab und natürlich auch eine/n Spezialisten/in, welche/r diese ausführte. Zudem gab und gibt es „handwerkliche“ Rituale, die einen konkreten magischen Anlass beinhalten (z.B. Anfertigung und Einweihung magischer Gegenstände und Instrumente, traditioneller Trommelbau, Einweihungen aller Art). In manchen Ritualen sind Ritualgegenstände existenziell wichtig um die größte Kraft des Rituals zu entfalten (u.a. Bekleidung/Kostüme, Masken, spezielle Kräuter, Instrumente, der eigene „Hausaltar“, Kerzen, diverse Kraftgegenstände).
Beschreibung:
Ritualarbeit setzt voraus, dass in unserem Weltbild eine Welt des Magischen und Göttlichen, eine Anderswelt, ihren Platz neben der materiellen Welt inne hat. Für unsere Vorfahren war es wichtig und selbstverständlich, dass man sich selbst und seine Handlungen mit den Kräften und Wesen der Anderswelt in Einklang brachte. Dies sollte auch nach meinem Dafürhalten der Weg für jede/n Ritualleiter/in sein.
Rituale verändern die Menschen, die sie ausführen ebenso wie die anwesenden Teilnehmer und bringen Körper, Geist und Seele in einen Gleichklang mit dem Materiellen und Andersweltlichen gleichermaßen und sie wirken in die Welt hinaus. Es ist wichtig eine klare Absicht für das Ritual zu formulieren und eine Atmosphäre zu schaffen, in der man sich wohlfühlt und gleichsam konzentriert sein kann, so dass man Alltäglichem keine Aufmerksamkeit mehr schenken muss. Alle Bausteine führen zu dieser Absicht, zum Hauptziel des Rituals hin und bei allen Schritten darf ein völliges Einlassen auf die Handlungen möglich sein.
Bausteine:
Einige Elemente tauchen nur in bestimmten Zusammenhängen auf, andere sind Hauptbestandteile. Meist findet zudem eine Vorbereitung in Form von Reinigung des Körpers, Bestimmung der Zeit, Reinigung und Abgrenzung des Ortes (vor allem in der Natur sehr wichtig), Räuchern, ggf. Aufstellen der Ritualgegenstände statt.
- Einladung der Wesen/Öffnung des Heiligen Raumes/Anrufung der Himmelsrichtungen und Begrüßung der Anwesenden
- Hier und Jetzt
- Hauptteil des Rituals
- Dank- und Bittritual
- Ende des Rituals
Woraus bezieht ein Ritual seine Kraft?
Ein Ritual bezieht seine Kraft unter anderem aus der Tradition, mit der es verknüpft ist, aus seiner Einbindung in die Welt, aus steten Wiederholungen durch uns und andere Menschen (Erschaffung eines morphogenetischen Feldes), aus der Zeit, zu der es gefeiert wird, durch den Ort, an dem es stattfindet und durch die Kräfte der Menschen, die es gemeinsam durchführen. Viele verschiedene Faktoren spielen hier zusammen.