Donnerstag, 22. August 2013

Das Selbstinterview - familiäre Strukturen erkennen

"Nichts von den Programmierungen vor dem 6. Lebensjahr entspricht unseren eigenen Wünschen, Sehnsüchten und Betrebungen - es stammt aus dem Beobachten der Eltern und des Umfelds." 
(Bruce Lipton)

Wenn so vieles in uns auf den Erlebnissen mit und den Beobachtungen von unseren Eltern, Großeltern und anderen nahestehenden Menschen fußt, so ist allein dies schon Grund genug, sich einmal ausführlicher mit seiner Herkunftsfamilie und den dortigen Strukturen auseinanderzusetzen. Wir übernehmen so manche Glaubenssätze und Eigenschaften der Eltern (die wir vielleicht niemals nachmodellieren wollten!) und selbst die energetischen Strukturen "bauen" wir nach. 
Die Autorin Marsha Lucas beschreibt in ihrem Buch "Schalten Sie Ihr Gehirn auf Liebe" die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse der Gehirnforschung in einem warmherzigen und durchaus verständlichen Schreibstil. Das Buch stellt die Erkenntnisse zum Thema Achtsamkeit vor, und wie die Praxis der Achtsamkeit(smeditation) unsere neuronalen Bahnen im Gehirn verändern kann - und damit so mache ganz alltägliche Beziehung neu gestaltet und bereichert.
Auch Marsha Lucas ist der Meinung, dass man seinen familiären Strukturen einige Aufmerksamkeit widmen sollte und gibt hierzu ein Selbstinterview an die Hand, welches ich mit freundlicher Genehmigung der J.Kamphausen Verlagsgruppe sehr gern teilen möchte. Es lohnt sich, sich einmal Zeit für diese innere Arbeit zu nehmen... Alle einengenden oder überholten Muster, die wir erkennen und auflösen können, verhelfen uns und unserer jetzigen Familie oder Liebesbeziehung zu einem gesünderen und liebevolleren Umgang miteinander. 
Viel Freude und gute Erkenntnis!


Selbstinterview: Entdecken Sie die Elemente Ihrer Geschichte


Das nun folgende Selbstinterview kann dazu beitragen, dass Sie ein besseres Verständnis der Geschichte Ihrer Bindungen entwickeln. Es soll Sie und Ihr geschäftiges Gehirn so lange stillsitzen lassen, bis Sie etwas mehr Licht auf das, was Ihren Beziehungsstil geprägt hat (und Ihr Gehirn), geworfen haben. Wenn wir unsere Geschichte im Geiste vorüberziehen lassen, dann kürzen wir oft ab oder nuscheln; wenn wir sie aber zu Papier bringen (oder auf der Tastatur eintippen), dann wird unsere Erkundung zusammenhängender und nützlicher. Nehmen Sie sich Zeit und machen Sie es in Ihrem eigenen Tempo. Vielleicht werden Sie es innerhalb eines Nachmittags schaffen, vielleicht brauchen Sie einen Monat oder länger. Vielleicht müssen Sie es eine Zeit lang zur Seite legen, damit sich alles festigen und beruhigen kann, bevor Sie erneut damit anfangen. Wenn neue Erinnerungen auftauchen – oder Sie durch Erinnerungen an neue Informationen gelangen –, können Sie zu bestimmten Fragen zurückgehen.

Bevor Sie damit anfangen: Wenn Sie Ihre Erfahrungen in einer zusammenhängenden Art und Weise in Worte fassen, hilft Ihnen das sehr dabei, sich selbst besser zu verstehen; es bringt zudem zum Vorschein, was sich sonst in den Ecken „versteckt“, damit Sie es mit größerem Verständnis und Mitgefühl betrachten können. Finstere Dachböden und die Dinge, die dort lauern, können jedoch auch ziemlich beängstigend sein. Wie bei jeder Übung also, bei der Sie auf Dinge von sich selbst oder aus Ihrer Geschichte stoßen können, die schmerzhaft oder schwierig sind, ermuntere ich Sie dazu, sanft zu sich zu sein, während Sie diesen Fragen nachgehen. Es gibt keinen Preis für den Stärksten und Härtesten oder für den, der es ganz von alleine schafft – wenn es schwer wird, können Sie ruhig Hilfe suchen, vielleicht von einem Psychotherapeuten.



     Wie war Ihre Familie, als Sie noch jung waren? (Es kann helfen, diese Frage in unterschiedliche Zeitabschnitte aufzuteilen – beispielsweise Grundschule, Gymnasium, Weiterbildung.)

     Aus welchen Personen bestand Ihre Familie, als Sie aufwuchsen? Gab es damals weitere wichtige Akteure, ein Lehrer etwa, ein Babysitter, Cousins, die in der Nähe wohnten, einen Nachbarn? Wie war das Verhältnis zwischen Ihnen und jedem dieser Akteure? (Hier kann es helfen, eine Art „Stammbaum“ oder Beziehungs-Diagramm zu erstellen. Verwenden Sie ruhig Farben, Formen und unterschiedliche Linien, um die emotionalen Verbindungen zwischen den Zweigen und dem Blattwerk hervorzuheben – oder ihren Mangel.)

     Änderten sich die Beziehungen in Ihrer Familie, als Sie älter wurden? (Auch hier kann ein Diagramm hilfreich sein.)

     Wie war Ihr Vater? Versuchten Sie irgendwie, wie er zu sein – oder sich nach Möglichkeit von ihm zu unterscheiden? Wie steht es mit Ihrer Mutter?

     Wie lernten Sie, wie man in der Welt „ist“? Belehrten Sie Ihre Eltern; waren Sie bei der Art und Weise, wie Sie sich verhalten sollten, vorbildlich? Wenn Sie etwas vermasselten, wie reagierten sie dann? Wie wurden Sie bestraft? Wirkte sich das positiv, negativ oder neutral auf Sie aus?

     Erinnern Sie sich an Zeiten, in denen Sie von Ihren Eltern getrennt waren? Wie alt waren Sie damals?

     Welche Emotionen spielten, als Sie aufwuchsen, die größte Rolle in Ihrer Familie? Trauer? Freude? Wut? Wenn ein Familienmitglied eine stark emotionale Phase durchlief, wie reagierten die anderen Familienmitglieder darauf? Entsprach man dieser Stimmung, ignorierte man sie, bekämpfte man sie?

     In welcher Weise, glauben Sie, beeinflussen Ihre Beziehungen als Heranwachsender Ihre gegenwärtigen Beziehungen als Erwachsener? Gibt es emotionale oder Beziehungsgewohnheiten, die Sie am liebsten nie angenommen hätten? Oder solche, bei denen Sie froh sind, dass Sie sie erlernt haben?

     Wenn Sie mit einem einzigen Signal die Art und Weise ändern könnten, wie Sie denken und sich fühlen, was würden Sie dann – falls überhaupt – an sich ändern? Wie steht es um die Art und Weise, wie Sie sich auf andere beziehen?


(Diese und viele weitere Übungen zum Thema Achtsamkeit finden Sie in dem Buch "Schalten Sie Ihr Gehirn auf Liebe" von Marsha Lucas, erschienen im J.Kamphausen Verlag)