Heute finden die
Menschen langsam wieder zu diesem Tiergeist zurück, sei es durch Basisseminare
für Schamanisch Reisen oder andere schamanische Seminare und Sitzungen, durch
Bestseller-Romane wie „Der Goldene Kompass“ und nicht zuletzt durch die äußerst
beliebte Kinderzeichentrickserie um den Indianerjungen „Yakari“, in der die
Verbindung zu dessen Totemtier, einem großen Adler, eine bemerkenswerte Rolle
spielt. Dieses Krafttier oder Totem verleiht dem Jungen die Gabe, mit Tieren zu
kommunizieren, was letztendlich alle seine Abenteuer entscheidend beeinflusst.
Was aber ist
denn nun ein Krafttier?
Es handelt sich
um einen Naturgeist in Tiergestalt, der eine beschützende und auch begleitende
oder führende Rolle in unserem Leben übernimmt und dessen tierische Gestalt uns
Rückschlüsse auf unser Leben geben kann. Dies ist nicht etwa wertend gemeint,
in dem Sinne, dass große und beeindruckende Tiere kraftvoller als die eher
kleinen und unscheinbaren sind – ganz im Gegenteil. Jedes Tier hält eine Kraft
und Botschaft für uns bereit.
Es gibt Insekten, die das Hundertfache ihres Körpergewichtes
tragen können und die dazu noch in hochentwickelten Gemeinschaftsgefügen leben.
Das Fell eines Maulwurfs besteht aus fettigen Haaren, er ist klein und blind –
er hat aber auch einen unglaublichen Sinn für Raum und Zeit, schont seine
Kräfte in perfekter Work-Life-Balance, macht die Erde zu fruchtbarem Boden
(Umgang mit Materiellem = steht für einen guten Geschäftssinn) und schenkt Mut
und Tatkraft. Eine Gans ist oft unbeliebt, weil viele Menschen damit eine
„dumme Gans“ assoziieren – doch sie steht für einen sehr ausgeprägten
Gemeinschaftssinn, hilft „falsche Freunde“ oder seltsame Bindungen innerhalb
der Familie und des Bekanntenkreises zu erkennen, leistet hingebungsvoll einen
Beitrag zur Gemeinschaft und ist ganz und gar treu. „Falsche Schlangen“ bringen
u.a. vitale Lebensenergie und Transformation, indem sie uns lehren unsere
Haut/die Vergangenheit abzustreifen und neu zu beginnen. Manches ist also durch
Aberglauben oder Volksmund negativ behaftet, anderes in unserem ureigenen
Empfinden oder Weltbild. Dieses Weltbild lässt sich durch Offenheit, Annahme
und authentische Suche erweitern. So sind zum Beispiel nicht nur der Adler, der
Bär und der Wolf schamanischen Praktiken oder Schamanentätigkeit zugeordnet,
sondern unter anderem auch das kleine neugierige Erdmännchen, welches ein
hochentwickelter Netzwerker ist und zudem stark sein Bewusstsein verändern und
uns dadurch luzides Träumen, schamanische Trance und das Geheimnis des
„Sterbens ohne Tod“ lehren kann. Es wäre doch zu schade, wenn uns durch
Voreingenommenheit diese wichtigen Kräfte nicht zuteil werden würden,
oder?! Jedes Tier hat ganz spezielle Begabungen, Neigungen,
Verhaltensweisen und auch Schattenseiten und leistet mit seinem puren Sein
einen unschätzbaren Beitrag zum Gesamtgefüge NATUR. Stirbt ein Tier aus, so
entsteht eine Disbalance im Ökosystem. Wie bei vielen anderen Gelegenheiten
fällt manchmal erst dann auf, was nicht mehr da ist.
Wie kann ich erfahren, welches Krafttier mich begleitet?
Der unzweifelhaft berührendste Weg, ist die persönliche Krafttiersuche,
die innerhalb eines Einzeltermines oder Seminares geschehen kann. Diese wird
nach alter Tradition nicht angeleitet, sondern geschieht nach einer Einführung
in Thema und Wirkungsweise mittels eines monotones Trommelrhythmus, der die
Gehirnwellen dahingehend verändert, dass sie eine Bewusstseinserweiterung und
die Erfahrung der Anderswelt oder sogenannten „Nicht Alltäglichen Wirklichkeit“
zulassen. Inzwischen werden auch vermehrt andere Möglichkeiten zur
Krafttiersuche, wie etwa geführte Meditationen, angeboten, die sich vor allem
für Kinder sehr gut eignen. Auf diese persönliche Suche kann sich jeder Mensch
selbst begeben. Ich kann dazu die völlig freie Suche, die nicht angeleitet,
sondern vom Rhythmus getragen wird, nur empfehlen. Der Klang der Trommel wirkt
besonders in unsere Tiefen, wenn diese live geschlagen wird, im Handel sind
jedoch auch gute CDs erhältlich, die man am besten über Kopfhörer nutzen kann.
Gerade Menschen, die mit schweren Krankheiten im Krankenhaus liegen, können
diese Art der Krafttiersuche gut für sich anwenden und durch die Begegnung mit ihrem Tier neuen Mut und natürlich auch
Kraft schöpfen. Wer sich dazu entschließt, sein Tier zu suchen und dies nicht
in der Gruppe tun möchte, kann sich dazu zuhause Zeit nehmen, die völlig ungestört
ist und sich mittels CD oder live gespielter Trommel in den meditativen Zustand
versetzen. Wichtig dazu ist eine klare Intention für die Schamanische Reise,
die uns dann als Wegweiser dient und „Ich möchte mein Krafttier treffen!“
lauten könnte. Ist man in der glücklichen Lage, seinem Tier zu begegnen, sich
anzunähern und mit ihm eine Verbindung aufzubauen, so sollte man das direkte
und meist sehr berührende Erleben jedem Krafttier-Nachschlagewerk vorziehen, da
letztendlich nichts wichtiger ist, als die individuelle Botschaft für den
Einzelnen. Für klare Ergebnisse einer Reise empfehle ich meinen
Seminarteilnehmern stets, folgende Fragen zu stellen:
Warum bist (meinetwegen auch "ausgerechnet") du mein Krafttier?
Was hast du mir zu sagen?
Was kann ich von dir lernen?
Was kann ich FÜR DICH tun?
Wann immer man sich auf einer schamanischen Reise befindet und sich dort ein Bild zeigt, das sich nicht gleich erschließt, sollte man nicht zögern direkt zu hinterfragen. Es ist wichtig, stets für das momentane Geschehen und die daraus entstehende Magie des Augenblicks offen zu bleiben – und auftauchende Fragen während der Reise zu stellen, statt hinterher mit rationalem Verstand und Ego das Erfahrene zu „zerdenken“. Wenn wir eine wahrhaftige Begegnung zulassen, das Tier mit offenen Armen und offenem Herzen empfangen und in einen direkten Dialog treten, so kann eine tiefe, bereichernde Bindung entstehen, die die Kräfte des Tieres ganz lebendig in uns einwebt. Diese erste Verbindung und die daraus entstehende lebendige Beziehung zu dem tierischen Verbündeten bildet die Basis zu vielfältiger weiterer Zusammenarbeit.
Warum bist (meinetwegen auch "ausgerechnet") du mein Krafttier?
Was hast du mir zu sagen?
Was kann ich von dir lernen?
Was kann ich FÜR DICH tun?
Wann immer man sich auf einer schamanischen Reise befindet und sich dort ein Bild zeigt, das sich nicht gleich erschließt, sollte man nicht zögern direkt zu hinterfragen. Es ist wichtig, stets für das momentane Geschehen und die daraus entstehende Magie des Augenblicks offen zu bleiben – und auftauchende Fragen während der Reise zu stellen, statt hinterher mit rationalem Verstand und Ego das Erfahrene zu „zerdenken“. Wenn wir eine wahrhaftige Begegnung zulassen, das Tier mit offenen Armen und offenem Herzen empfangen und in einen direkten Dialog treten, so kann eine tiefe, bereichernde Bindung entstehen, die die Kräfte des Tieres ganz lebendig in uns einwebt. Diese erste Verbindung und die daraus entstehende lebendige Beziehung zu dem tierischen Verbündeten bildet die Basis zu vielfältiger weiterer Zusammenarbeit.
Es ist überaus
wichtig, dass Tier, das wir vorfinden, nicht zu bewerten, sondern wahren
Kontakt herzustellen und uns auf die Größere Weisheit außerhalb unserer Selbst
einzulassen. Vielleicht trifft man völlig überraschend ein Tier, vor dem man
sich im realen Leben ekelt, vor dem man Angst hat oder gar allergisch darauf
wäre und es gibt auch keine Garantie dafür, sein Lieblingstier zu treffen, das
man sich ersehnt. Hier gilt einfach: zulassen und wahrnehmen, was ist. Nur dann
kann das Krafttier seine Kräfte in unserem Leben integrieren und damit wahrhaft
lebendig zum Ausdruck bringen. Nur dann kann es uns mit allem, was es ist zur
Seite stehen und zu unserer wahren Größe verhelfen – wie klein es sich auch
immer zeigen mag.
Jennie Appel arbeitet seit 2006 in eigener Praxis mit schamanischen Techniken, Bewusstseinstraining und Coaching. Sie hat u.a. bei der Foundation for Shamanic Studies, Dr. Alberto Villoldo und Martin Brune gelernt und bietet Einzelsitzungen, Zeremonien und Seminare an (demnächst: „Schamanisch Reisen - Basiswissen“ und „Schamanisch Reisen – Seelengeleit“). Sie arbeitet in Bielefeld, in der Nähe von Frankfurt am Main und überregional im Rahmen von Fernsitzungen. Weitere Infos zu Veröffentlichungen und Seminarterminen: www.jennie-appel.de
Ihr Buch-CD-Set „Ahnenreise“ (gemeinsam mit Dirk Grosser) ist im September 2012 erschienen. Mehr Infos und alle Seminartermine dazu unter www.ahnenreise.net
*** Artikel erschienen im Magazin "SEIN" (Berlin) im 30.10.2012, Novemberausgabe***