Freitag, 20. Juli 2012

Ritual zu Lughnasadh (1.8.)


Die keltischen Druiden haben erkannt, dass in manchen Nächten die Anderswelt unserer Welt ganz nahe kommt – in diesen Nächten sind die Schleier zwischen den Welten ganz besonders dünn. Diese Nächte bildeten bei den Kelten die Hohen Feste des Jahres.
Eines davon ist LUGHNASADH, die Vermählung von Licht und Erde.
Lugh ist das Licht, das Leben gibt, die Sonne, die wärmt, immaterielle Urkraft - die Erde, die Materie umarmt Lugh und nimmt dieses Licht auf um es in Wachstum zu verwandeln. Lugh ist gleichzeitig der Dunkelheitsgott, der Totengott, der Lichtgott, der Gott der hohen Orte (Hügel, Berge).
Die Verbindung von Licht und Erde und das daraus entstehende Wachstum ist das, worum sich letztlich alle spirituelle „Lichtarbeit“ dreht...
An diesem Abend des 1. August ist eine gemeinsame Zeremonie oder ein solitäres Innehalten daher sehr empfehlenswert :-)
Wer kein Ritual oder eine Zeremonie feiern möchte, kann sich auch anders mit der speziellen Energie dieses Tages verbinden und diese anerkennen. (siehe dazu ganz unten: Assoziationen)
Lughnasadh markiert die Zeit des Erntebeginns, eine Zeit der Freude und Vorbereitung auf den Herbst. Wir ernten nun, was wir bisher gesät haben.
Das Fest ist auch unter dem Namen Lammas bekannt. Traditionell wurde aus den ersten reifen Körnern ein Laib Brot gebacken, auf einen Hügel hinaufgetragen, dort feierlich dem Gott Lugh dargeboten und anschließend gemeinsam gegessen. Da Lugh auch der Patron der Pferde war, gab es vielerorts Pferderennen und die meisten feierten draußen mit einem Picknick. Da der 1.8. auch eine Zeit der Freude markiert, wurde tanzend und singend gefeiert.


Aufgrund des großen Interesses am Sommer-Sonnenwende-Ritual, teile ich dieses Mal bereits einige Tage vorher das Ritual, damit alle Interessierten planen können und auch Gruppen zusammenfinden können. Auch hier wähle ich wieder die Du-Form.

Das Ritual


Halte einen Moment inne, lasse alle Alltagssorgen und Gedanken zurück und entspanne dich.
Fühle die Erde unter dir und den Himmel über dir, konzentriere dich auf deine Mitte.
Ziehe einen energetischen Kreis um dich und den Ort deiner Feier.
Beginne im Westen und bewege dich im Sonnenlauf 3 Mal um den Platz. Stelle dir vor, wie das Licht durch deine Fußsohlen und die Handflächen hineingelenkt wird, bei jedem einzelnen Schritt. So schaffst du einen lichten, heiligen Ort für dich.
Vervollständige den Kreis und bleibe dort im Westen stehen, wende dein Gesicht dem Inneren des Kreises zu.
Bitte den Geist des Ortes um Segen, Führung und Inspiration für diese Zeremonie.
Nimm dir ein paar Minuten Zeit, um über den Frieden zu meditieren und in dir selbst Frieden zu fühlen.


Welches Bild verbindest du mit Frieden?


Wenn du magst, kannst du ein druidisches Friedensgebet sprechen:
"Tief in der stillen Mitte meines Wesens, möge ich Frieden finden.
Leise, in der Stille des Hains, möge ich den Frieden teilen.
Sanft, im Großen Kreis der Menschheit, möge ich Frieden ausstrahlen."


Stelle dir vor, wie von deinem Ort im Westen, der Friede in alle Himmelsrichtungen fließt. Stelle dir dies so bildhaft wie möglich vor... wie er zu Nachbarn, Häusern, über Straßen und Wälder, Städte und Dörfer und überall in die Welt fließt...

Es ist eine heilige Zeit und ein heiliger Ort. Sei voll da, hier und jetzt.

Wenn du magst, verneige dich in jede Himmelsrichtung und sprich eine Begrüßung dazu. 

Setze dich nun in den Nordosten des Kreises und blicke in den Südwesten.
Es ist die Zeit der ersten Ernte.

Meditiere darüber, was in deinem Leben reif ist, gerade heranreift oder was du zu Reife bringen möchtest.

Wenn du bereit bist, blicke in den Südwesten und wende dich mit deinen eigenen Worten an Lugh, den starken Bringer von Leben und Licht.

Wenn du Brot gebacken hast, so nimm es nun in deine Hand und sprich:
z.B. "Ich bringe dieses Brot, das ich mit eigenen Händen gebacken habe, um zu zeigen, dass ich bereit bin zu handeln."

Wenn du Wein trinken möchtest, so hebe nun ein Glas Wein und sprich:
z.B. "Ich bringe diesen Wein, gegoren in der Dunkelheit und Stille aus Früchten vergangener Ernten, um zu zeigen, dass ich bereit bin zu warten."

(statt Brot, kannst du auch Körner mitbringen und auf die Erde streuen und 1 Samen schlucken - als Zeichen der Wandlung, siehe Taliesin Geschichte ganz unten)
Wenn du magst, sage in deinen Worten, das du dem Lauf des Lebens vertraust und darauf vertraust, dass etwas Neues geboren wird, wenn etwas Altes stirbt.
Oder bitte um dieses Vertrauen, wenn du es nicht in dir spüren kannst.

Meditiere noch einen Moment über dein Vertrauen ins Leben und das, was du darin heranreifen lassen möchtest.

Wenn du soweit bist, danke Lugh, dem Gott des Ortes und den Himmelsrichtungen und schließe das Tor zur Anderswelt wieder, indem du den Kreis 3x in die entgegengesetzte Richtung abgehst.
Damit kann die Zeremonie in dieser Welt erst richtig beginnen: tanzend, singend, voller Freude und Dankbarkeit feiernd.

Innerhalb der Zeremonie können selbstverständlich auch Kräuter, die gerade geerntet wurden oder die du räuchern magst, ihren Platz finden. Finde ganz frei deinen Umgang damit. 
Wenn ihr als Gruppe feiert, so geht gemeinsam in Meditation und feiert als Abschluss mit einem Picknick, zu dem jeder Teilnehmer einen Teil beiträgt.


Assoziationen
Ernte, Vervollständigung, Zielerreichung, Abschneiden, Umwandlung, Zufriedenheit, Pferde, Hügel, Loslassen, Weizen, Brot, Gold, Orange, Rot-Braun, Lila.
Vorschläge: Backen Sie einen Lammas-Laib, laden Sie Freunde zum Essen ein, feiern Sie den größten Erfolg des Jahres, Schneiden Sie die Haare, machen Sie eine Tanz- oder Bewegungsmeditation, betrachten Sie Korngarben, vollenden Sie etwas (z.B. die Steuererklärung).

Wer eine Geschichte lesen möchte, dem sei an diesem Tag die bekannte Geschichte Taliesins empfohlen, in der Gwion als ein Samenkorn von der Göttin Ceridwen geschluckt wird, was letztlich zu seiner Wiedergeburt als Taliesin führt. 
Es ist die Zeit in der der Gott stirbt und auch seinen Samen freigibt um wiedergeboren zu werden.

An dieser Stelle sei all denen, die sich für druidische Inspirationen zu den Hohen Festen und einen fundierteren Hintergrund interessieren, der 3-jährige Kurs des OBOD (Order of Bards, Ovates and Druids) unter der Leitung von Philip Carr-Gomm empfohlen, der dieses Ritual stark inspiriert hat. Nähere Infos unter: www.druidry.org oder www.druiden.info